Station 4: kleine Hügelbeete
Diese kleinen Hügelbeete sind nach bekanntem Schema aufgebaut: grober Grünschnitt, feinerer Grünschnitt, Erde. Gemulcht werden sie mit Rasenschnitt oder Stroh, was halt gerade da ist.
Diese Hügelbeetanlage umfasst ca. 35qm und eingerahmt von Resteholz vom Umbau, z.B. Maurerdielen. Die Pfosten dienen als Rankhilfen für Tomaten.
Gegenüber der Beete befindet sich ein großer Erdhaufen (ca. 5 Tonnen Erde) aus der letzten Anlieferung. In neuen Beeten wird diese Erde als oberste Schicht aufgebracht. Insgesamt wurden hier bisher in Hoch- und Hügelbeeten ca. 70 Tonnen gekaufter Mutterboden mit Kompost verarbeitet - alles per Muskelkraft mit Schaufel und Schubkarren.
Die Pflanzen sind so zueinander gepflanzt, dass sie sich gegenseitig möglichst unterstützen und gegenseitig
Schatten oder genug Platz an der Sonne geben (je nach Bedarf). Viele haben sich mittlerweile bereits selbst ausgesät oder vermehrt, wie die Erdbeeren, Knoblauch, Mangold oder Rucola. Im Frühjahr
gab es haufenweise Postelein zu ernten, der sich aus einer einzigen Pflanze des letzten Jahres vermehrt hatte.
Der Grünkohl liefert seit mittlerweile fast 2 Jahren kontinuierlich Ernte ab. Klassischerweise lässt man eine Grünkohlpalme wachsen, erntet alles auf einmal ab und wirft die Pflanze dann weg. Dabei kann man fast alle Kohlarten deutlich länger beernten und vor allem alle Pflanzenteile essen. Die Blütentriebe, die im Frühjahr kommen, schmecken jung nach grünem Spargel - eine echte unbekannte Delikatesse.
Permakultur Prinzip Nummer 10: Nutze und schätze die Vielfalt
Grundlage allen Lebens ist der Boden, in dem die Pflanzen wachsen. Irrtümlicherweise sehen wir den Boden oft nur als einen Haufen Dreck an, in den man vielleicht ab und zu mal Dünger reinkippt. Wir kümmern uns ständig um die Pflanze, aber zu wenig um das, worin sie wächst. Was den Boden lebendig macht und dadurch fruchtbar hält, ist eine Vielzahl von Lebewesen im Boden (Würmer, Pilze, Insekten, Mikroorganismen etc.), und die haben mächtig Hunger. Sie wollen immer etwas zu verarbeiten haben (=kompostieren).
Pflanzen durchwurzeln den Boden und über Pilze sind die Pflanzen miteinander verbunden. Sie tauschen Informationen und Nährstoffe aus.
Peter Wohleben beschreibt das Prinzip der Pflanzenkommunikation für Wälder - aber auch im Gemüsegarten trifft das genauso zu. Pflanzen wollen in Gesellschaft leben und wachsen dann auch viel besser und sie halten sich dadurch die sog. Schädlinge vom Hals.
Eine einsam stehende Tomate auf unbedecktem Boden hat es viel schwerer und braucht dauernde Pflege durch den Menschen.
Permakultur Prinzip Nummer 11: Nutze die Randzonen und schätze das Marginale
Die meisten Gärten sind sehr aufgeräumt, Laub wird weggeharkt, Unkraut gezupft, Grünschnitt zur Deponie
gefahren und die nackte Erde ist zu sehen. Somit verliert der Boden langfristig Nährstoffe, trocknet viel schneller aus und wird ausgelaugt. Die Permakultur gibt dem Boden mehr als sie ihm
entnimmt.
Da durch das Mulchen immer wieder Nährstoffe hinzugegeben werden und sich der Grünschnitt im inneren der Hügelbeete langsam zersetzt, ist eine strenge Fruchtfolge hinfällig, da der Boden nie ausgelaugt wird. Außerdem verdunstet so viel weniger Feuchtigkeit. Gemulchte und dicht bewachsene Beete trocknen viel langsamer aus und können z.B. im Frühjahr viel Morgentau sammeln und in den Boden leiten.
Außerdem finden sich in meinen Beeten Pflanzen in allen Lebensstadien - jung, reif, verwelkt. Das sieht man selten in Gärten und spontan kommt sicherlich der Gedanke auf - was für ein heilloses Chaos. Dabei funktioniert genau so die Natur - in allen Stadien.
Wir empfinden aber alles, was mit Tod, Verwelken und den damit verbundenen Tieren wie Käfern, Würmern und Schnecken oder auch Pilzen zu tun hat, als ekelhaft und hässlich. Und hier ist der große Fehler - in unseren Gärten wie allgemein in der Landwirtschaft. Wir entnehmen die Nährstoffe, ernten alles ab und fahren den Grünschnitt anhängerweise weg. Es kann an Ort und Stelle so gut wie nie etwas kompostieren und deshalb degradiert der Boden - und das weltweit. Und der Einsatz von chemischen Unkrautvernichtern und Anti-Pilz-Mitteln verschlimmert das Problem noch zusätzlich.
Ab hier beginnt auch die ehemalige Pferdekoppel. 20 Jahre lang grasten hier Pferde auf dem ehemaligen Gleisbett und haben jede Pflanze direkt abgefressen, der Mist wurde auch immer eingesammelt – daher konnte sich über lange Zeit keine wirkliche Artenvielfalt bilden, da die Pflanzen kaum eine Chance hatten sich auszusamen und auch die Nährstoffe in Form von Mist blieben nicht auf der Stelle liegen. Das wichtigste zur Regeneration des Bodens, insbesondere auf einem ehemaligen Betriebsgelände, ist jedoch der stetige Kreislauf, dass Pflanzen wachsen und wieder vergehen können und so wieder Nährstoffe an den Boden zurück geben.